Der Hof des Weißen Schlosses in Heroldsberg wird im Norden zur Langen Gasse hin von einem tonnengewölbten Rechteckbau begrenzt. 1960/61 wurde in den westlichen Teil des Gebäudes eine Gedenkstätte für die Opfer der beiden Weltkriege eingerichtet.
Gegenüber dem Eingang schwebt über einem niedrigen Sandsteinsockel, den die Inschrift „ICH WILL SIE VOM TOD ERRETEN“, der Erzengel Michael, mit goldenen Flügeln und einer goldgefassten Tunika unter blauem Mantel. Er drückt mit seiner Linken den Kopf des Teufels weg, um ihm mit der Rechten ein Schwert in den Leib zu rammen. Der nackte Teufel erhebt wehrhaft den rechten Arm, die Linke umklammert eine primitive Holzkeule. Sie steht im Kontrast zum metallenen Schwert Michaels.
Die Skulpturengruppe zeigt den „Höllensturz“ aus der Offenbarung des Johannes (Offb. 12,3 ff.). Anders als in der texttreueren Bildgeschichte der Darstellung kämpft der hl. Michael nicht mit einem Drachen, sondern mit einem dämonischen Teufel mit dunkler Haut, auf der stellenweise blonde Haarbüschel wachsen. Formale und ikonographische Ähnlichkeit hat der Teufel an der Fassade der Theatinerkirche in München, der jedoch bereits am Ende des 16. Jahrhunderts geschaffen worden ist.
Gefertigt hat die Skulpturengruppe Hermann Schorer (1909–1989), Professor für Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Die Fassung (farbige Bemalung) trug der Münchner Akademieprofessor Anton „Toni“ Roth (1899–1971) auf.
Die Skulpturengruppe wurde für die Gedenkstätte gewählt, insbesondere weil der Erzengel Michael der Schutzpatron der Soldaten ist. Ein Erzengel Michael im Relief ist beispielsweise auch Bestandteil des Völkerschlachtendenkmals in Leipzig aus dem Jahr 1913. Im Volksglauben hat Michael außerdem die Funktion des Seelenwägers, der die guten wie schlechten Taten der Menschen notiert, und ihre Seelen am Tag des Jüngsten Gerichts ins Jenseits begleitet.
In der Gedenkstätte beim Weißen Schloss ist der hl. Michael den im Krieg gefallenen Heroldsbergern als Schutzpatron an die Seite gestellt, um sie vor dem (Höllen-) Tod zu erretten, wie die Sockelinschrift betont. Ihre Namen auf den Tafeln an der linken Wand halten Sie bis heute im Gedächtnis.
Text: Alexander Racz, 2019